1. Die Macht der Bilder
Wahrscheinlich kennst du das Phänomen. Du siehst ein Foto und musst spontan lächeln, ungläubig den Kopf schütteln oder vielleicht sogar weinen.
Seine Botschaft ist bei dir ohne jede Verzögerung angekommen. Unmittelbar. Ohne den Umweg über das geschriebene oder gesprochene Wort.
Bilder haben die Gabe echte Gefühlsreaktion in uns auszulösen und dabei auf Ebenen des menschlichen Geistes vorzudringen, die Worten nicht so ohne Weiteres zugänglich sind. Darauf fußt ihre besondere Magie.
Oder, wie es erfahrene Blattmacher und PR-Berater ausdrücken würden: die Macht der Bilder. Sie lässt jede Headline und jeden Text – egal wie pointiert und gewitzt sie formuliert wurden – im Vergleich alt aussehen. Tja, damit müssen wir Journalisten uns abfinden.
Du wünschst dir ein im wahrsten Sinne des Wortes „anschauliches Beispiel“ wie visuelles Marketing wirken kann? Dann wirf einen Blick auf diese Gegenüberstellung.
Schwarz-weiss-Aufnahme, 1936
Abgebildet ist eine Frau mittleren Alters. Sie sitzt vor einem Zelt und stützt ihr Gesicht mit nachdenklichem Blick auf ihre rechte Hand. In ihrem Schoß hält sie einen Säugling. Die beiden sie flankierenden Kinder im Vorschulalter lehnen verschüchtert mit eingezogenen Köpfen und vor der Kamera verborgenen Gesichtern an ihren Schultern.
2. Visuelle vs. geschriebene Informationen
Mal ehrlich, welcher der beiden Informationskanäle hat dich mehr berührt: Das Foto oder der Text?
Zugegeben, das war jetzt ein bisschen unfair! Weil, das Bild „Migrant Mother“, was ich dir hier vorgesetzt hab, ist nichts anderes als eine echte Ikone der Dokumentarfotografie. Es wurde 1936 von Dorothea Lange in einem Indianer-Territorium in Oklahoma geschossen und steht wie kein zweites für das menschliche Elend während der Great Depression (große Depression) in den Vereinigten Staaten.
Aber es verdeutlicht meinen Punkt. Und allein darum geht es. Dass du dir bewusst wirst, wie wichtig visuelle Inhalte sind.
Bilder sagen so unendlich viel mehr, als die oft zitierten 1000 Worte. Sie kommunizieren mit den archaischen und emotionalen Anteilen unseres Geistes und ihr enormer Einfluss auf unsere Fühlen und Denken bleibt dabei die meiste Zeit unter der Wahrnehmungsschwelle.
Im Alltag bemerken wir Menschen selten, wie stark wir auf visuelle Reize reagieren. Da braucht es schon einen großen Meister wie Leonardo da Vinci, der erkannte: „Der Mensch, das Augenwesen, braucht das Bild“.
Der toskanische Universalgelehrte hat mit diesem einen Satz bereits Ende des 15. Jahrhunderts festgehalten, was Studien und Versuchsreihen auf dem Gebiet der Neuro- und Kognitionswissenschaften heute mit zahlreichen Daten belegen.
Du willst diese wissenschaftlichen Erkenntnisse mit eigenen Augen sehen? Bitteschön, genau darum gehts im nächsten Abschnitt!
3. Wissenschaftlich fundierte Facts & Figures zum Thema visuelles Marketing.
+ dominiert das menschliche Sinnsystem
Der Sehsinn ist der komplexeste und am besten ausgebildete Sinn des Menschen. Kognitionsforscher schätzen, dass 90 Prozent unserer Umwelteindrücke visueller Natur sind. Die anderen vier Sinne, Tast-, Geruch-, Gehör und Geschmacksinn, liefern nur 10 Prozent an Informationen.
+ wird schneller erfasst
Unser Gehirn analysiert visuelle Informationen 60.000 Mal schneller als textbasierte Inhalte. Wir können den Sinn einer Szene in weniger als 1/10 Sekunde erfassen. Für das Lesen von 200-250 Wörter benötigen wir im Vergleich durchschnittlich 60 Sekunden.
+ bleibt besser in Erinnerung
Wenn Menschen Informationen hören, dann können sie sich nach drei Tagen wahrscheinlich nur noch an rund 10 Prozent der Informationen erinnern. Wenn diese Informationen allerdings mit einem aussagekräftigen Bild verbunden ist, dann behalten sie rund 65 Prozent davon in Erinnerung. Das heißt sie bleiben sechsmal besser im Gedächtnis. Das Phänomen nennts sich: “Picture Superiority Effect”.
+ sorgt für mehr soziale Interaktion
Studien zeigen, dass Beiträge mit Bildern drei Mal häufiger über Social Media geteilt werden als solche ohne. Auch das Engagement auf Websites steigt um 94 Prozent, wenn Artikeln relevante Bilder hinzugefügt werden.
Ziemlich beeindruckend, oder?
Natürlich stell ich dir auch jetzt wieder die Frage: Bei welcher der beiden Darstellungsvarianten hast du dir die genannten Daten leichter eingeprägt?
Eben!
Und danach leuchtet dir vermutlich auch ein, warum Infografiken unter Online-Marketern gerade als die Geheimwaffe schlechthin gelten, um nüchterne Daten interessant aufzubereiten und unter die Leute zu bringen.
(Die Visualisierung oben, hab ich übrigens selbst mit Canva erstellt: Einer genialen, gratis Design-App für Autoditakten wie mich. Mit diesem Online-Programm ist das Erstellen von optisch ansprechenden Content für Facebook, Pinterest und Co (aka visuelles Marketing) ein echtes Kinderspiel, ganz ohne Vorkenntnisse. Aber mehr dazu ein andermal!)
4. Menschen, Gesichter und Emotionen
Experten für visuelles Marketing wissen, dass wir Menschen eine angeborene Sensibilität gegenüber bestimmten Bildinhalten verfügen.
Kindchenschema und Augenschema sind bekannte Beispiele dafür. Aber auch Schemata zu Körpersprache und Mimik, sowie zu weiblichen und männlichen Geschlechtsmerkmalen zählen evolutionsbedingt zu Schlüsselreizen, die automatisierte, affektive Reaktionen bewirken.
Die Werbung nützt dieses biologische Programme, in dem sie Objekten unter anderem menschliche Züge verleiht – der Fachbegriff dafür lautet Anthropomorphismus. (Wenn du mal irgendwo mit diesem Wissen angeben willst!)
Und falls dich das genauer interessiert, dann schau, was die Video- und E-Learning-Spezialisten von Mynd in diesem Blogpost zusammengetragen haben.
5. Gesichts-Erkennung
Die vielleicht spannendsten Erkenntnisse zum Thema Bilder und Emotionen liefern allerdings Experimente im Bereich der Gesichtserkennung.
Allem Anschein nach hat unser Gehirn eine genetisch bedingte Präferenz für Gesichter: Bereits Neugeborene wenden sich diesen bevorzugt zu, selbst wenn sie schematisch dargestellt sind.
Es gibt Studien, die belegen, dass die Verarbeitung von Gesichtern inklusive Deutung der dazugehörigen Mimik in 170 Millisekunden vonstattengeht. Viel schneller als bei allen anderen Objekten. Was aus Sicht der Evolution durchaus Sinn macht. Schließlich stellt die Fähigkeit andere Menschen und deren Stimmung blitzschnell einschätzen zu können, einen klaren Überlebensvorteil dar. Zum Beispiel, wenn man gefährlichen Konflikten aus dem Weg gehen will. Auch darüber lässt sich wunderbar ein eigener Blogbeitrag schreiben, den ich dir irgendwann mal nachliefern werde.
Bis dahin reicht es, wenn du weißt: Wir Menschen sind von Natur aus Experten für Gesichter. Und deshalb ziehen sie uns auch wie magisch an.
Das solltest du als Unternehmer stets im Hinterkopf behalten. Und wann auch immer du die Chance hast, deiner Dienstleistung oder deinen Produkten ein sympathisches Gesicht zu geben – egal ob im Rahmen einer Pressemitteilung oder auf Social Media – dann tu das unbedingt. Es wird dir Aufmerksamkeit und zusätzliche Sympathiepunkte bringen.
Noch immer nicht restlos überzeugt? Dann hab ich im nächsten Abschnitt noch ein paar mehr Fakten für dich.
6. Weshalb Visual Content im Netz King ist
Dem Siegeszug moderner Technologien haben wir es zu verdanken, dass jeder Einzelne von uns heute tagtäglich mit rund 34 Gigabytes an Daten bombardiert wird. Das entspricht in etwa dem Volumen von 174 Tageszeitungen. Das ist der fünffache Wert im Vergleich mit dem Jahr 1986. Um dieser unablässigen Flut auch nur irgendwie die Stirn bieten zu können, hat sich der Umgang des Menschen mit Informationen in den vergangen Jahrzehnten stark gewandelt.
Eine von Nielsen Norman Group durchgeführte Studie kam bereits vor 10 Jahren zu dem Schluss, dass Online-Marketern lediglich 1o Sekunden bleiben, um Usern ein verlockendes Angebot zu unterbreiten.
Gelingt es in dieser kurzen Zeitspannen nicht, Konsumenten neugierig zu machen, ist deren Aufmerksamkeit beim nächsten Wimpernschlag schon fünf Klicks weiter.
Die Lösung des Problems: Verstärkt auf visuelle Inhalte setzen!
Weil diese – wie wir oben bereits gesehen haben – von uns Menschen deutlich schneller verarbeitet werden. Und deine Chance, eine Message rüber zu bringen, damit signifikant steigen.
Und dieses Prinzip gilt natürlich für absolut alles und jeden!
Gleich im Anschluss folgen ein paar weitere überzeugende Argumente, die MDG Advertising für 2019 zusammengetragen hat.
Und falls dir danach noch immer nicht klipp und klar ist, warum jeder einzelne Unternehmer auf diesem Planeten auf eine visuelle Marketingstrategie setzen sollte, dann bin ich mit meiner Weisheit ehrlich am Ende! Also tu mir den Gefallen und gib mir diese 10 Sekunden!
+ mehr Betrachtungen
Werden Fotos und Video in PR-Aussendungen inkludiert, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie von Medienvertretern geöffnet werden um 45 Prozent.
+ Journalisten setzen gratis Bilder ein
Journalisten sagen, hochwertiges Bildmaterial verfügbar zu machen, sei eine der wertvollsten Unterstützungsleistungen die PR-Fachleute für Medienvertreter erbringen.
+ Suchmaschinen und Menschenoptimiert
Bildinhalte werden sowohl von Suchmaschinen als auch von Menschen bevorzugt. 60 Prozent der Konsumenten geben an ein Unternehmen viel eher zu kontaktieren, wenn sie bei ihrer online Suche ein Foto der Firma finden.
+ hochwertige Fotos als E-Commerce Booster
67 Prozent der Käufer von E-Commerce -Produkten geben an, dass die Qualität der Fotos sehr ausschlaggebend ist für die Auswahl und den tatsächlichen Kauf eines Produkts.
+ Video das Wunder-Tool
Eine um 181 Prozent gesteigerte Verkaufsrate, 270 Prozent mehr Clicks, 86 Prozent mehr Conversions und eine um 54 Prozent höhere Brand-Awareness. Zusammengefasst – die Marketingkennzahlen von Videos gehen momentan durch die Decke.
7. Konkrete Strategie-Tipps für KMUs
Du fragst dich jetzt bestimmt, welche multimedialen Inhalte du für dein Unternehmen entwickeln könntest. Deshalb gebe ich dir in diesem letzten Abschnitt ein paar wertvolle Umsetzungsempfehlungen für deine Visual Content Strategie. Als Erstes solltest du dir überlegen welchen Mehrwert dein Produkt oder deine Dienstleistung für den Verbraucher hat und diesen Inhalt, solltest du visualisieren.
Produkt und Porträtfotos
Hochwertige Produkt- und Porträtfotos, die dich, dein Team und deine Marke repräsentieren, sind auf jeden Fall Pflicht.
Die brauchst du nicht nur für deine Homepage, sondern sie sind auch – wie uns die Daten oben verraten haben – für deine Pressearbeit zentral. Näheres zu dem Thema erfährst du in meinem ausführlichen Blogbeitrag Pressemitteilungen schreiben.
Behind-the-Scenes Material
Gleich danach solltest du aber an sogenanntes „Behind-the-Scenes“-Material denken. Dabei meine ich Fotos, mit denen du deine Kunden an Herstellungsprozessen teilnehmen lässt. Auf diesem Weg schaffst du ein Gefühl von Vertrautheit und Nähe.
„Alles gut und schön“, möchtest du jetzt vielleicht einwenden, „aber was mach ich, wenn mein Thema optisch nicht viel hergibt und viel Erklärungsbedarf mit sich bringt? “. Auch dafür gibt es eine geniale Lösung und die lautet:
Infografiken
Infografiken! International zählen die gerade zu den absoluten Lieblingen im Bereich Visual Content Marketing und dafür finden sich zwei Gründe. Zum einen eigenen sich hervorragend, komplexe Inhalte und Zusammenhänge übersichtlich darzustellen. Zum anderen: Werden sie besonders häufig auf Social Media Plattformen wie Pinterest geteilt, was wiederum die Sichtbarkeit einer Marke steigert.
Authentizität statt Perfektion
Ganz wichtig bei all den von mir gemachten Vorschlägen und Aktivitäten ist, immer daran zu denken: Es geht bei visuellen Marketing nicht um Perfektion. Niemand erwartet von einem kleinen, lokalen Unternehmen völlig durchgestylten Content. Das magische Wort lautet in dem Kontext immer: Authentizität.
Deine Bilder und Videos sollten nicht austauschbar schön und makellos sein. Diesbezüglich kannst du mit den großen Marken niemals konkurrieren. Auf was es ankommt, ist, dass dein Visual Content zeigt, für welche Werte dein Business steht, was für ein Lebensgefühl dahinter steckt.
Gelingt dir das, hast du gewonnen und es kräht kein Hahn danach, ob die Kameraführung ein wenig wackelig ist, der Ton nicht glasklar und nicht jeder Winkel ausgeleuchtet ist.
Apropos Bewegtbilder. Auch da hab ich noch zwei leicht umsetzbare Strategien, die du ausprobieren könntest und die angesichts des enormen Video-Booms auf Social Media sicher einen Versuch wert sind.
Video-Ideen für KMUs
Wie wäre es zum Beispiel ein paar atmosphärische Szenen zu drehen, in denen du Menschen zeigst, wie sie gerade dein Produkt verwenden.
Oder du machst kurze Interview-Sequenzen mit begeisterten Kunden, die darüber sprechen, was sie an deinem an dir, an deinem Service etc. besonders mögen.
Eine Bitte ganz zum Schluss! Bevor du dich in die Umsetzung deiner visuellen Contentstrategie stürzt, geh in dich. Überlege dir, welche Bildsprache am besten zu dir und/oder deinem Unternehmen passt?
Falls du unschlüssig bist, lass dir besser noch ein wenig Zeit. Hast du dich für einen bestimmten Stil erst einmal entschieden, dann solltest du ihn schon eine Weile durchziehen. Weil nur so schaffst du es, eine stringente Bildsprache aufzubauen.
Mehr dazu erfährst du demnächst in einem separaten Blogbeitrag.
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